Geschichtlicher Überblick
881: Der Name Wiens wurde zum ersten Mal in der Form "Wenia" Verbindung mit einer Schlacht gegen Ungarn erwähnt.
907 bis etwa 1000: stand Wiens Umgebung unter der Oberhoheit der Ungarn, auch König Stephan nahm Wien 1030 ein.
1365: Gründung der Universität Wien. Die Universität spielte in der ungarischen Bildungsgeschichte jahrhundertelang eine wichtige Rolle.
1485-1490: König Matthias I. Corvinus ist Herrscher von Wien.
1497: Die Gründung der Donaugesellschaft.
1515: Habsburgisch-jagellonischer Heiratsvertrag in Wien, demzufolge die Habsburger ab 1526 ungarische Könige wurden.
1526: Die Schlacht bei Mohács
1541: Die Eroberung der Burg von Buda durch die Türken
1606: Der Friede von Wien zwischen Stephan Bocskai und dem Kaiser, vertreten durch Matthias von Habsburg
1683: Bei Wiens Belagerung nimmt Imre Thököly auf der Seite der Türken an der Schlacht teil.
1704: Wien wird innerhalb von drei Monaten mit einer zweiten Verteidigungslinie zum Schutz gegen die Streifzüge der Kuruzzen, dem Lilienwall, umgeben (anstelle des heutigen Gürtels).
1747: Erwerb des Gebäudes der ungarischen königlichen Hofkanzlei
1760: Gründung der ungarischen königlichen Leibwache, Ankauf des Palais Trautson.
bis 1784: Infolge der Dreiteilung Ungarns, der Eroberung des Großteils seines Gebietes durch die Türken war Wien auch Ungarns "Hauptstadt".
1848: Ungarische Honved-Truppen vor Wien (Schlacht von Schwechat)
1867: Ausgleich
1873: Die Wiener Weltausstellung - Ungarn stellt als eigenständiges Land aus.
Bis 1892 war Wien die Hauptstadt der gesamten Monarchie. In diesem Jahr wurde Budapest von Kaiser Franz Joseph Wien gleichgestellt.
1918: Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wird die erste Botschaft des unabhängig gewordenen Ungarns in Wien eröffnet.
Nach 1918: Es gab zwischen Wien und dem Ungartum politische Gegensätze verschiedener Art.
1938: Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich
1956: Ungarische Flüchtlinge in Wien
Die wichtigsten Erinnerungsstätten mit Bezug Ungarn in Wien
1. Stephansdom
Der Stephansdom am Stephansplatz ist
Der von Wienern mitunter auch kurz Steffl genannte römisch-katholische Dom gilt als Wahrzeichen Wiens.
Das Baumaterial des Domes wurde teils aus damals westungarischen (heute burgenländischen) Bergwerken in Breitenbrunn (Széleskút) und St. Margarethen (Szentmargitbánya) geliefert. Der Bau der spätgotischen, steilen, bis 1945 rot-weiß-grünen Dachkonstruktion des Domes soll von König Matthias Corvinus, der Wien belagerte und 1485 eroberte, angeordnet worden sein.
Die Dachziegel stammen wahrscheinlich aus der Majolika-Werkstätte in Buda.
2. Wilczek Palais
An der Fassade des Barockpalais wird man durch eine zweisprachige Marmortafel (ungarisch und deutsch) darauf aufmerksam gemacht, daß "hier am 21. September 1791 der große Staatsmann und Erneuerer Ungarns Stephan Graf Széchenyi geboren wurde". (Einigen Quellen nach wurde Széchenyi im kaiserlichen Schloß im Augarten geboren.) Das vermutlich von Anton Ospel entworfene Gebäude wurde 1788 vom Vater, Graf Franz Széchényi (er schrieb seinen Namen noch mit zwei é!) gemietet. Nach István Széchenyis Geburt verbrachte die Familie von 1811 bis 1815 noch vier Winter hier. Erst nachher zog sie in ihr Palais in der Landstraße.
3. Palais Esterházy
Das Palais Esterházy an der Wallnerstraße ist ein Palais im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Im Unterschied zum gräflichen Palais Esterházy an der Kärntner Straße befand es sich im Besitz der fürstlichen Linie der Familie Esterházy.
Die Hauptfassade an der Wallnerstraße ist barockklassizistisch mit ionischen Riesenpilastern. Das kunstvolle Schmiedeeisengeländer trägt das goldene Familienwappen der Esterházy.
Der Turm der 1699 eingeweihten Hauskapelle, in welcher auch der im Dienste der Esterházys stehende Josph Haydn zwischen 1761 und 1790 öfter musiziert hatte, wurde 1737 errichtet. Miklós Esterházy II. erhielt bereits 1808 vom Kaiser die Erlaubnis, in seinem Keller ungarischen Wein auszuschenken; derzeit werden im Keller vor allem Weine von den heutigen Esterházy-Besitzungen im (früher zu Ungarn gehörenden) Burgenland angeboten.
4. Palais Batthyány-Schönborn
Das Palais Batthyány-Schönborn in der Renngasse 4 fällt durch seine schöne Fassade gleich auf. Vom berühmtesten und bedeutendsten Vertreter der österreichischen barocken Baukunst, Johann Bernhard Fischer von Erlach wurde das zwischen 1699 und 1706 errichtete Palais für den mit ihm befreundeten Grafen Ádám Batthyány entworfen. Das Palais wurde von seiner Witwe, Gräfin Eleonora, an die Familie Graf Schönborn verkauft, die 1846 Änderungen an der Fassade vornehmen ließ. Auch der Hof ist eines Blickes wert: Die Verzierung der Innenfassaden ist manchenorts ausgesprochen humorvoll.
5. Palais Ferstel
In einem der ältesten und schönsten Teile Wiens, dem Gemeindebezirk Innere Stadt, befindet sich das berühmte Palais Ferstel. Der junge Architekt Heinrich von Ferstel schuf unter dem Eindruck einer langen Italienreise zwischen 1856 und 1860 das Palais.
Zu der Eröffnung 1860 war das Palais Ferstel das modernste Haus Wiens. Der kurzzeitige Sitz der Wiener Börse und der Österreichisch-Ungarischen Nationalbank bot neben stilvollen Räumlichkeiten und einem glasüberdachten Innenhof auch einen geeigneten Platz für das Café Central. Dieses wurde Ende des 19. Jahrhunderts zum Mittelpunkt der geistigen Elite Europas.
6. Alte Universität
Die Universität wurde 1365 von Rudolf IV. gegründet. Da die mittelalterlichen Gründungsversuche ungarischer Universitäten der Reihe nach scheiterten, konnte sich die ungarische Intelligenz, die höhere kirchliche oder weltliche Posten anstrebte, ausschließlich an ausländischen Universitäten weiterbilden. Die Anziehungskraft des nahen Wiens erwies sich innerhalb von kürzester Zeit stärker als die der Universitäten in Norditalien oder Paris, welche in den Jahrhunderten 12-14. von Ungarn besucht wurden. Wien wurde die wichtigste ausländische Universitätsstadt für Ungarn, was es über Jahrhunderte hinweg auch blieb. Es gab Zeiten (15. Jh.), in denen mehr als ein Fünftel der Wiener Hörerschaft der "natio hungarica", der Organisation der Studenten aus Ungarn, angehörte. Außer den Hörern war auch ein Großteil der Lehrer ungarischer Abstammung. János Sylvester und Johannes Sambucus (Zsámboky János) hielten auch hier Vorträge. Aus der späteren Zeit sei nur ein Beispiel hervorgehoben: Hier unterrichtete "der Retter der Mutter", Ignaz Semmelweis.
7. Kapuzinerkirche
Aus ungarischer Sicht ist nicht so sehr die Kirche selbst von Interesse, sondern eher die Kapuzinergruft, die Gruft des Hauses Habsburg, die Begräbnisstätte von 12 Habsburg-Herrschern. Hier wurden - in Zeitenfolge - Matthias I., Ferdinand III., Leopold I., Joseph I. (nur seine Herzurne befindet sich hier), Karl VI. (als ungarischer König Karl III.); Maria Theresia, Joseph II., Leopold II., Franz I., Ferdinand I., Franz Joseph und der mexikanische Kaiser Maximilian beigesetzt. Mit Ausnahme des letzten waren alle zugleich auch ungarische Könige.
8. Altes Rathaus
Ferenc Nádasdy, der an der "sub rosa"-Verschwörung von Sárospatak teilnahm, wurde hier am 30. April 1691 enthauptet. (seine Komplizen, Peter Zrínyi und Ferenc Frangepán wurden in der Burg zu Wiener Neustadt hingerichtet.) Eine deutschsprachige Gedenktafel erinnert an dieses Ereignis.
9. Theresianum
Es wurde 1746 zur Erziehung von Kindern aus adeligem Hause von Maria Theresia gegründet. Das Institut hatte zahlreiche ungarische Lehrer und viele ungarische Schüler - ein Zehntel der Inskribierten.
12. Die Dreifaltigkeitssäule, die sogenannte Pestsäule:
Alle namhaften Künstler jener Zeit - wie Johann Fischer von Erlach, Joseph Frühwirt, Paul Strudel, Matthias Rauchmüller, Tonias Kracker - arbeiteten am Denkmal, an dem in Augenhöhe auch das ungarische Wappen von Johann Adam Bosch dargestellt wurde.
13. An der Ecke Graben / Kohlmarkt ist in der Höhe ein Wurmser-Husar zu sehen. Die Neobarockstatue wurde nach dem Inhaber des ungarischen, in den "Ländern der Heiligen Krone" zwischen 1775-1789 rekrutierten Husarenregiments, dem Grafen Dagobert von Wurmser, benannt.
An dem Statuenkoloß zwischen dem Kunsthistorischen und Naturhistorischen Museum arbeiteten von 1874 bis 1887 mehrere Meister. Maria Theresia wurde als Staatsreformerin und Monarchin in Gesellschaft ihrer besten Feldherren, Staatsmänner, ihrer zeitgenössischen Wissenschafter und Künstler dargestellt. In diesem Kreis befinden sich auch Ungarn. In der Nische zur Rechten der Monarchin steht Graf Haugwitz, hinter der Figur des Innenministers der Kaiserin befindet sich von links der erste Graf Anton Grassalkovich, Kammerpräsident, neben ihm steht Baron Bruckenthal, Kanzler von Siebenbürgen. In der Nische unter der Lehne des Thrones nehmen zwei ungarische Ordensträger der höchsten Militärauszeichnungen der Monarchie, des 1757 gegründeten Maria-Theresien-Ordens den Platz ein, und zwar Ferenc Nádasdy und András Hadik nebeneinander als erster und zweiter von links, hinter dem Fürsten von und zu Liechtenstein. Unter der linken Hand der Kaiserin ist - hinter der Statue des Leibarztes und wissenschaftlichen Ratgebers der Kaiserin, Gerard van Swieten - in der Nische als zweiter von links György Pray, der größte Vertreter der ungarischen Geschichtswissenschaft, und Gründer der ungarischen auf Quellenkritik basierenden Geschichtsschreibung zu sehen. Pray wurde von Maria Theresia mit dem Titel "historiographus regius", d.h. "königlicher Geschichstschreiber" ausgezeichnet. In dem nach ihm benannten Kodex entdeckte er das älteste ungarische Sprachdenkmal, die "Grabrede" (Halotti beszéd).
Quelle: Ujváry, Gábor: Auf den Spuren ungarischer Geschichte in Wien
http://www.collegium-hungaricum.at/index2.jsp?lang=GER&HomeID=2&std_func=MIS
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschen